Die Einladung zum ARCHE-Gespräch: Poesie und Spiritualität galt für zwei Nachmittage (15. und 22. März, jeweils 16 Uhr) in der Fastenzeit. Jeweils ein Autor und eine Autorin haben aus ihren Gedichten gelesen, die im letzten Jahr auch in Buchform erschienen sind. Dann aber ging es ums Gespräch mit den Texten, den Autoren_innen und – last but not least – dem Publikum und dessen Einsichten und Erfahrungen. Den’großen‘ Themenrahmen hatte man sich ausgeliehen bei Simone Weil (1909-1943): „Das Volk braucht Poesie wie Brot“ und – diesen Gedanken weiterführend und vertiefend – bei Ingeborg Bachmann (1926-1973): „Dieses Brot müsste zwischen den Zähnen knirschen und den Hunger wieder erwecken ehe es ihn stillt…“.
„Es war ein Experiment und es ist gelungen“ hörte man von Seiten der Gastgeber in der Buchhandlung ARCHE aber auch von den Besuchern/innen der beiden Lesungen. Und die Bilanz zu den beiden Freitag-Nachmittag-Gesprächen mit je zwei Poetinnen und zwei Poeten fällt eindeutig positiv aus, in jeder Hinsicht. Der Besuch war zufriedenstellend, zählte man doch an die fünfzig (50) Interessenten/innen, die den Autorenlesungen und dem von Mag. Annamaria Ferchl-Blum moderierten offenen Gesprächsrunde folgten. „Wir haben über die Gedichte und das Gespräch dazu, einen ganz eigenen Zugang zu den Themen der Fastenzeit gefunden“ hörte man aus dem Publikum.
Die beteiligten Autorinnen und Autoren – Marlene Giesinger, Emma Lenzi, Walter L. Buder und Jürgen Schäfer – nahmen die Gelegenheit öffentlich aus ihren im vergangenen Jahr erschienenen Büchern gerne wahr. Die Altacher Religionslehrerin Marlene Giesinger sucht und findet in ihren Texten „Spuren nach Emmaus“, die letztlich zu den Quellen im eigenen Inneren führen. Jürgen Schäfer, nach seinem Leben als reformierter Pfarrer und jetziger Seelsorger im Bonetti-Haus, hat unter dem Titel „In der Liebe sein“ eine veritable „leibhaftige Spiritualität“ skizziert. Die Beziehung zwischen Spiritualität und Glauben im Netzwerk des Lebens gibt den Ton an und sorgt für den Takt, den inneren Rhythmus der Texte. Der An- und Zuspruch aus und in den Texten von Emma Lenzi und Walter L. Buder hat einen anderen Klang. Existenziell und fast politisch angehaucht, kommt diese Poesie daher.
An beiden Nachmittagen hat sich im Gespräch gezeigt, dass der poetische Zugang zur Lebenswirklichkeit nicht ohne Mühe zu bewerkstelligen ist. Von Seiten der Autoren ebenso wie von Seiten der Rezipienten. Gedichte lesen und sie hören und/oder sie gar zu verstehen ist immer ein „luftschritt übers glück hinaus“, wie es in einem der Gedichte hieß; sie sind also nicht ohne gedankliches Risiko ‚zu haben‘ und in vielen Fällen, ist mit einem Erlebnis des Unangepassten, Unerwarteten und Unverhofften zu rechnen. Über die Wege der Poesie und des poetischen Schaffens lassen sich Entdeckungen machen, was meist mit Freude verbunden sein kann. Daraus wohl erwuchs auch der hörbare Wunsch nach gelegentlicher Fortsetzung solcher Veranstaltungen. (bw)