Barmherzigkeit

Der Name Gottes ist BarmherzigkeitPapst Franziskus
Der Name Gottes ist Barmherzigkeit. Kösel-Verlag 2016. Gebunden
ISBN 9783466371730. € 17,50.

Wenige Tage nach seiner Wahl am 13. März 2013 hat der Papst Franziskus mit der Wahl seines Namens auch eine Art „Programm“ für die Kirche verlautet. Das lateinische „miserando atque eligendo“ bedeutet soviel wie: „durch Barmherzigkeit und durch Wahl“ und war und ist weit mehr als ein pontifikales Motto. Angefangen von den täglichen spirituellen Impulsen im Rahmen des morgendlichen Gottesdienstes in der Martha-Kapelle, den zahllosen Ansprachen zum Angelus, den Bonmots und den Ermunterungen oder mahnenden Worten bei den Generalaudienzen, den Antworten auf kritische Fragen der „Pressemeute“ auf Hin- und Rückreisen im pontifikalen Flieger bis hin den phänomenalen Enzykliken und anderen Äusserungen – zieht sich diese Devise wie ein roter Faden durch das bisherige Pontifikat. Die Ahnung, dass „uns“ – dem Volk Gottes, das keine Grenzen kennt – mit diesem Jesuitenpriester aus Argentinien eine spirituelle Leitfigur für den Aufbruch ins 3. Jahrtausend gegeben sei, ist in Tat und Wahrheit von Monat zu Monat deutlicher geworden. Die themenbezogenen Zuspitzungen und organisatorischen Radikalisierungen des Hirten weckten zunehmend „schlafendende Hunde“, brachten unerwartete, oft beunruhigend heftige Bewegung ins katholische Kirchendasein. Und von Zeit zu Zeit verbläst ein scharfer „wind of change“ – römische Geruhsamkeit ebenso wie unmenschliche Weltlichkeit. Woher der alte Herr seine Kraft nimmt und seine unerschöpfliche Hoffnung, das fragen sich nicht nur „seine“ Katholiken_innen?

Zwischen den Buchdeckeln von „Der Name Gottes ist Barmherzigkeit“ finden sich Antworten! Franziskus offenbart das Geheimnis seines Lebens. Alles beginnt in Buenos Aires, wo der 17jährige Jorge Mario Bergoglio den persönlichen Anruf Gottes vernimmt und im gleichen Moment begreift, dass er erwählt ist, in seinem Leben dem Erbarmen Gottes unter den Menschen zeichenhaft und rückhaltlos Gestalt verleihen soll. Es ist also ein zutiefst persönliches Zeugnis und bestätigt alle Ahnungen, dass Jorge Mario Bergoglio vor allem ein grosser Spiritueller unserer Zeit und für unsere Zeit ist – ein Christ also, ziemlich radikal verwurzelt in der Treue zur Nachfolge Jesu und entschlossen, seine Gefährten_innen eben darin zu bestärken und zu ermutigen.

Andrea Tornielli, als Journalist einer der namhaften Vaticanisti, hat Franziskus ‚seine Feder geliehen’ und aufgezeichnet, was ihm Franziskus aus seinem reichen, geistlichen Innenleben  – ich würde sagen: anvertraut – hat. Ein Kompliment gehört auch der Übersetzerin des italienischen Textes, Elisabeth Liebl, die den spirituellen Klang, den unverkennbaren Duktus und den stimmlichen Ton Franziskus‘ – wie wir ihn alle ja kennen (!) – gut getroffen hat. Zu all dem passt, dass neben dem Inhalt, sogar noch der Titel des Buches – auf dem Umschlag gedruckt und auf dem Buchdeckel geprägt – die Handschrift Franziskus’ zeigt. Insgesamt: Ein grosser Text in einem kleinen Buch. Und was Franziskus auf Seite 43 über die Beichte sagt, gilt für mich auch für das Buch: „Das ist eine wunderschöne Sache.“ (Walter L. Buder)

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