Europa, Wut, Frieden

Der europäische LandboteRobert Menasse
Der europäische Landbote. Die Wut der Bürger und der Friede Europas. Herder 2015. PB
ISBN 9783451068195. € 8,20.

Es geht um Europa und die EU. Aber eigentlich geht es um die Europäerinnen und Europäer. In Wirklichkeit aber geht es um uns, um unser Leben in dieser Union. Der Landbote liest uns die demokratischen Leviten. Seit ihrem „kühnen Beginn“ hat es in der EU viele Fehler aber auch faszinierende Fortschritte gegeben. Der Stand der Entwicklung ist: „unbefriedigend, problematisch und krisenhaft“. Seit 2012, dem Jahr in dem das vieldiskutierte und faszinierend geschriebene „ politische Buch des Jahres 2013″ erschienen ist, hat sich daran wenig geändert. Im Gegenteil! Aber das ursprüngliche Friedensprojekt ist auf manchen Wegen, v. a. über die Wirtschaft, weit gekommen. Mit ansteckender Menasse mit ansteckender Begeisterung berichtet Menasse davon. Seine kritische Nachdenkarbeit fixiert den Nationalismus als Dreh- und Angelpunkt eines Untergangsszenariums: „Entweder geht das Projekt Europa der Nationalstaaten unter oder das Projekt ihrer Überwindung“.  Hier wächst Menasses Plädoyer für Europas Zukunft als „nachnationale Gemeinschaft“ heraus, das Europa der Bürger, für das die an den Nationalstaat gebundene Vorstellung von Demokratie zu überwinden ist. Zwischen den ‚ noch nicht‘ und ‚doch schon‘ hört Menasse ein Europa wachsen, das den Regionen und nicht den Nationen verpflichtet. Nichts weniger als die Erfindung einer neuen Demokratie und deren conditio sine qua non, die Loslösung von „nationalem Identitätsgehabe“ ist im Spiel in dem europäische Solidarität und Subsidiarität zu gewinnen wären. Das alles ist spannend, erfrischend – ja, vergnüglich – zu lesen und hat Niveau – in jeder Hinsicht. Für das nicht mehr brandneue aber höchst aktuelle Buch, eine adventliche Empfehlung. (wb)

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