Josef Imbach, Über Gott und die Welt. Theologische Quergedanken. Würzburg (Echter) 2001.
Josef Imbach schreibt „Über Gott und die Welt“ und wer sich ein bisschen einlässt, findet den Untertitel schnell bestätigt: „Theologische Quergedanken“. Das tut alles gut, in diesen Tagen des grassierenden kirchlichen Wehklagens. Der Theologieprofessor, dem der damalige Chef der Glaubenskongregation, Josef Ratzinger, unterstellte, das Lehramt zurückzuweisen, bekam ein weltweites Lehrverbot für theologische Fakultäten. Das war 2002 als der Franziskaner Imbach zurück in seine Heimat, die Schweiz, ging.
Ja, man merkt es sofort: Der Mann mag es offenbar, für alle Welt zu schreiben, Wichtigtuereien aufzudecken und oft überladenen Symbolik auf ihre erleichternde Bedeutung hin abzuklopfen. Imbach ist ein Befreiungstheologie in einem ganz eigenen Verständnis. Der Gebrauch des eigenen Verstandes und dem Volk auf’s Mail geschaut, so entstehen kleine, geistreiche Mini-Essays zu an sich als schwer und schwierig gehandelten Themenkreisen. Die Reihe von gelehrten, pfiffigen und humorgewürzten „Stories“ zu zeitlichen und ewigen Bedeutsamkeiten, zu geistlichen und weltlichen Fragen und Beobachtungen aus dem Leben von Kirche und Welt zu lesen macht Spaß. Und das ist selten in diesen Sphären.
Es gibt wahrhaft Weniges zwischen zwischen Himmel und Erde, das für einen Theologen nicht von Interesse ist oder werden kann. Josef Imbach ist Theologe mit Leib und Seele, einer der die Liebe zur Weisheit ( = Philosophie) und zu den Dingen dieser Welt nicht verloren hat und liebevoll, manchmal mit Augenzwinkern manchmal mit einer ganz und gar unbelastenden Ernsthaftigkeit, immer aber verständnisvoll, klug und – das muss man wirklich sagen: blitzgescheit – wichtige, seriöse, ‚heisse‘ und unerwartete (für wen?) über überraschende (detto ?) Themen bespricht. Die 45 Gedankengänge bieten ein thematisches Querfeldein – das erfrischt den Geist und erweist sich in jedem der einzelnen Durchgänge immer als als nahrhaft und gesund für Herz und Sinn. In Wirklichkeit ist es unsere soziale Realität in ihrer kirchlichen und weltlichen Vielfalt, die da zwischen „alles ist möglich“ und „nix ist fix“ vermeintlich steuerlos vor sich hin treibt und der der Autor in mannigfaltiger Weise Sinn abzugewinnen vermag – und es uns dann schreibend mitteilt!
Josef Imbachs Mini-Essays zu historischen und gegenwärtigen Zeiterscheinungen erschliessen freundlich und zuvorkommend, sachlich korrekt und informativ eine interessante Denk-Welt (die des Glaubens, der Kirche und der Theologie) und eine Weise der gläubigen Lebensdeutung die – in Kreisen der Theologie – eher vergessen (oder verpönt ?) scheint: Am Leben entlang zu erzählen, es vorkommen lassen und es zu würdigen, im Guten wie im Bösen, und die vitale Nutzanwendung nicht vergessen!
Also: Lese- und Denkvergnügen ist angesagt! Interessante Lektüre! Exquisiter Themenverschnitt, formal kompakt präsentiert, zeitgeistliche Themen, fernab von Langeweile oder gar „Belehrung“ formuliert! Sollte nicht nur in keiner Bibliothek fehlen, sondern auch empfohlen werden, für wache Leser mit Sinn für ‚Quergedachtes‘.
Ehrlich und von Herzen: Empfehlung ist ein schwaches Wort für dieses Büchlein und für die zahlreichen anderen, die Josef Imbach auch in jüngerer Zeit geschrieben hat, ebenso. Aber klar ist auch, dass alles „subjektiv“ ist – Gott sei Dank, oder?